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Fliegen für die Forschung: Testpilot Jens Heider

DLR-Testpilot Jens Heider

„Anstrengend, toll, wenig Schlaf, aber vor allem hochinteressant!", so beschreibt Jens Heider seine Zeit in den USA. Erst vor kurzem wurde er an der National Test Pilot School (NTPS) in der Mojave-Wüste ausgebildet. Spricht er darüber, strahlen seine Augen. An zwölf unterschiedlichen Flugzeugen hat er gelernt, wie er Flugversuche plant, auswertet und vor allem wie er sie fliegt. Von nun an kann er das erlernte Wissen in den Forschungsflugzeugen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) anwenden und darauf freut sich der 31jährige frisch gebackene Testpilot schon sehr.

Ziel: Ein Arbeitsplatz im Cockpit

Fliegen hat Jens Heider schon während seines Studiums zum Flugsystemtechniker gelernt. Als er während seiner Diplomarbeit bei Lufthansa Flight Training Wirbelschleppen untersuchte, knüpfte Heider erste Kontakte zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und lernte die Arbeit des Instituts für Flugsystemtechnik in Braunschweig kennen. „Ich hatte Glück und es gab, als ich mit meinem Studium fertig war, eine Stellenausschreibung im DLR, die genau gepasst hat", freut sich Heider heute.

Das war im August 2004. Für etwa anderthalb Jahre arbeitete er im Institut für Flugsystemtechnik an der Simulation und Modellierung der Schallausbreitung von Flugzeugen und der Entwicklung von Verfahren, die dafür sorgen können, dass Verkehrsflugzeuge noch leiser landen.

Auch wenn ihm die Arbeit im Institut viel Spaß gemacht hat, stand sein berufliches Ziel für ihn von Anfang an fest und ein Geheimnis hat er nie daraus gemacht: „Mein Wunsch war immer, mit meiner Ausbildung in die technische Fliegerei einzusteigen und irgendwann einen Arbeitsplatz im Cockpit zu haben", sagt er. „Allerdings gibt es nicht viele Möglichkeiten in diesem Bereich und darum ist das echt auch eine Glückssache eine entsprechende Stelle zu finden." Aber Heider hatte dieses Glück: Anfang 2006 nutzte er seine Chance, bewarb sich auf eine Stelle als Technischer Luftfahrzeugführer im DLR-Flugbetrieb Braunschweig und hatte Erfolg.

Ziel: Ein Arbeitsplatz im Cockpit

„Meine Arbeit: Beraten, planen, unterstützen! Und fliegen!"

Seitdem ist er dort für eine Vielzahl von Aufgaben zuständig. „Das ist so im Flugbetrieb", erklärt er. „Man ist schon so eine Art Mädchen für alles." Hauptsächlich beschäftigt er sich allerdings mit den konkreten Projekten der Wissenschaftler, die den Flugbetrieb für ihre Experimente nutzen. So war er als Versuchspilot dabei, als experimentelle Displays für die Flugführung getestet, Antennen für Messungen an das Forschungsflugzeug angebaut oder 3D-Luftaufnahmen geologischer Formationen in Spitzbergen und Island gemacht wurden. Oft haben die Forscher selbst keinen direkten praktischen Bezug zur Fliegerei und hier hilft Heider. Gemeinsam wird besprochen, was im Experiment passieren soll und welche Ergebnisse erwartet werden. Von der Art des Flugversuchs über die Anzahl der Flüge bis hin zu eventuellen zulassungspflichtigen Veränderungen am Flugzeug – all das sind Fragen, die vor einem Experiment geklärt werden müssen. Schritt für Schritt entwickelt Heider dann gemeinsam mit den Wissenschaftlern den optimalen Plan für den jeweiligen Flugversuch und ist auch bei der Umsetzung dabei.

Jens Heider gilt bei seinen Kollegen als kollegial und zuvorkommend. Er sei ein Profi auf seinem Gebiet, ehrgeizig und zielstrebig, sagen sie. Er wirkt zufrieden, lacht viel, weiß aber auch genau, was er will und ist besonnen und gewissenhaft. Das muss er auch sein, denn er ist nicht nur für die sichere Planung und Durchführung von Flugversuchen zuständig, sondern hat auch administrative Aufgaben zu erledigen. Karten müssen aktualisiert, kritische Einbauten für Flugversuche zugelassen und Flugpläne geschrieben werden. „Aber dann ist da natürlich auch noch das Fliegen!", sagt Heider strahlend und sofort ist klar: hier ist er in seinem Element.

Jens Heider bei seiner Ausbildung an der NTPS (National Test Pilot School) in den USA

In Amerika zum Testpiloten

In seinen vier Jahren im Flugbetrieb hat Heider sich, seinen Aufgaben entsprechend, immer weitergebildet. „Es ist toll, dass das DLR mir die Möglichkeit gegeben hat, die Ausbildung zum Testpiloten auf Kleinflugzeugen zu machen", sagt Heider. „So eine Chance hat man ja nicht oft!" Fast vier Monate war er dafür in der kalifornischen Mojave-Wüste, nördlich von Los Angeles. Gemeinsam mit einem Piloten der südkoreanischen KAI (Korean Aerospace Industries) und vier weiteren Kollegen des DLR wurde ihm in der Ausbildung alles beigebracht, was Testpiloten und Flugversuchsingenieure wissen müssen. „Wir waren ein super Team, das zur einen Hälfte aus den zukünftigen Flugversuchsingenieuren und zur anderen Hälfte aus uns angehenden Testpiloten bestand", berichtet Heider. In wechselnden Teams arbeiteten dann je ein Flugversuchsingenieur und ein Testpilot zusammen – zumindest in den Praxisphasen. „Während der Flüge haben die Ingenieure den Flugversuch geleitet und wir Piloten uns ganz auf das Flugzeug konzentriert. Die gesamte Theorie haben wir dann aber gemeinsam gemacht."

Um den „Schülern" das richtige Planen, Durchführen, Auswerten und Berichten beizubringen, setzte die National Test Pilot School verschiedene Flugzeugmuster ein. Vom Segelflugzeug bis hin zu mehrmotorigen Turbinenflugzeugen war alles dabei und Heider saß während seiner Ausbildung in zwölf verschiedenen Cockpits. Damit erfüllte sich für ihn ein kleiner Traum. Gefragt nach dem Flugzeug, das er unbedingt einmal fliegen will, sagt er: „Ich habe in diesem Sinne kein Modell, das ich unbedingt fliegen muss. Mein Traum ist eher, so viele verschiedene Flugzeuge wie möglich geflogen zu haben."

„Mein Traum: So viele verschiedene Flugzeuge wie möglich fliegen."

Das Hobby zum Beruf gemacht

Jens Heider ist bereits mit 31 Jahren etwas gelungen, von dem viele Menschen ihr ganzes Leben lang nur träumen: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr ist er begeisterter Segelflieger und hat diese Leidenschaft nie aus den Augen verloren. Daraus ergab sich schon während seiner Zeit am Institut für Flugsystemtechnik die Bereitschaft sich an der Zusammenarbeit mit der Idaflieg (Interessengemeinschaft deutscher akademischer Fliegergruppen) zu beteiligen. Damals wie heute wird die Idaflieg von namhaften Luftfahrteinrichtungen, wie zum Beispiel der Technischen Universität Braunschweig und dem DLR unterstützt. „Mit der Unterstützung der Idaflieg eröffnen sich dem DLR enorme Möglichkeiten für die Nachwuchsförderung im Luftfahrtbereich. Viele tolle Erfindungen, wie beispielsweise Kohlefaserverbundwerkstoffe für den Bau tragender Strukturen in Flugzeugen einzusetzen, wurden in studentischen Gruppen geboren."

Auch wenn Heider beruflich bereits dort angekommen, wo er immer sein wollte, hat er weitere Ziele – für die Luftfahrt im Allgemeinen, aber auch für sich selbst. Er weiß, dass sich die Luftfahrt der Zukunft mit der Suche nach alternativen Energieträgern einer der größten Herausforderungen stellen muss. Das wird eine Zeit lang dauern, glaubt er. Sein eigenes Ziel dagegen scheint in gar nicht so weiter Ferne zu liegen. „Mein Traum ist es, irgendwann einmal im Namen des DLR unseren Forschungsairbus, den ATRA, zu fliegen."

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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Jasmin Begli
Kommunikation DLR Braunschweig
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